Die meisten Bauschäden entstehen durch eine nicht ausreichende Zu- und Abluft bei einer hinterlüfteten Konstruktion. Dies entspricht nämlich nicht mehr einem Kaltdach, sondern einem Warmdach mit den im Folgenden beschriebenen Konsequenzen.
Das Reetdach als Warmdach
Wenn ein Reetdach keine Hinterlüftung hat oder nur eine stehende, nicht ventilierende Luftschicht zwischen Reet und
Unterkonstruktion aufweist, dann stellt es ein Warmdach dar. Die Reetdachschicht, die bei Eindeckung i.d.R. 35 cm dick ist, wird mit zur Wärmedämmung herangezogen. Das Problem dabei ist jedoch, dass es für die Reetschicht keine stabilen Werte für die Dampfdurchlässigkeit und die Wärmeleitfähigkeit gibt. Im trockenen Zustand kann man von einer Dampfdiffusionswiderstandszahl µ von 2-5 W und von einer Wärmeleitfähigkeit von ? = 0,04 – 0,073 W/ mK ausgehen. Bei und nach einem Regenguss sind jedoch die äußersten 5-6 cm des Reetdaches nass, was zur Folge hat, dass an dieser Stelle das Reetdach nahezu dicht ist. Daher ist bei einem Verzicht auf eine ventilierte Hinterlüftung an der Innenseite des Dachaufbaus eine Dampfsperre vorzusehen. Fehlt diese bei dem Reet-Warmdach oder ist sie beschädigt, dann kondensiert bei Dampfdruck die Feuchtigkeit an den äußeren 5 cm des beregneten Reetdaches. Im Verlauf der Monate November bis März dringt dann die Feuchtigkeit immer tiefer in das Dach ein und das Reetdach wird im Winter zumindest auf der Nordseite nicht mehr trocken. Wenn dieses Problem nicht rechtzeitig erkannt und Abhilfe geleistet wird, dann kann das Dach an der Nordseite bereits nach etwas über 10 Jahren stark beschädigt sein.
Untersuchungen in den Niederlanden zeigen, dass ca. 90% aller Fälle von drastisch vorzeitiger Alterung auf Fehler bei der Unterkonstruktion der Reetdächer zurückzuführen sind.