Durch neue Gesetze, Verordnungen, Baumaterialien, Entwurfsarbeit und Ausführungsweisen hervorgerufenen Veränderungen wirken sich auf Neubauten und Sanierungen von Reetdachhäusern aus.
Die Entwicklung der Bauweise von Reetdachhäusern
Die VergangenheitFrüher wurden Häuser mit lokalen Baumaterialien errichtet. Es wurden vorwiegend Holz, Lehm, Reet, Stroh und Naturstein verwendet. Die so entstandenen Gebäude aus organischen Baumaterialien bildeten mit dem Klima eine Einheit. Absorption, Akkumulation und Diffusion von Feuchte war kein Problem. Zwischen Innen- und Außentemperatur gab es nur geringe Unterschiede, denn das offene Feuer gab Strahlungswärme ab. Die aufgewärmte Luft verschwand mit dem Rauch durch die Dachbedeckung hindurch nach draußen. Eine permanente Lüftung trug zur Erhaltung des organischen Baumaterials bei.
Die jüngere Vergangenheit
Der Bedarf an höherem Wohnkomfort führte zu Veränderungen: Die Böden wurden aus Holz, die Wände aus Ziegelstein gefertigt und die angebrachte Decke trennte den Aufenthaltsraum vom Dachstuhl. Das Innenklima ließ sich besser kontrollieren, die verwendeten Boden-, Wand- und Dachkonstruktionen und deren Ausführung sorgten jedoch immer noch für eine ausreichende Belüftung des Gebäudes. Ein Durchschnittshaus verfügte über eine Ofenheizung oder einen Kaminofen, der die Zimmer beheizte. Die Belüftung fand über Fenster und Lüftungsgitter, aber auch über den Schornstein statt und trug dazu bei, dass Feuchte keine Probleme verursachte. In den warmen Bereichen herrschte eine niedrige Luftfeuchtigkeit.
Die Gegenwart
Heutzutage wird die Bauweise durch die Anwendung der Energieeinsparverordnung und der Verwendung formfester Materialien und Konstruktionen gekennzeichnet. Die Luft- und Dampfdichtigkeit von Gebäuden hat im Zuge des Energieeinspargesetzes von 1976 und den damit verbundenen Verordnungen (Wärmeschutzverordnungen bzw. Energieeinsparverordnung) seit 1977 stetig zugenommen. Höhere Anforderungen an den Wärmeschutz erfordern stärkere Dämmschichten bei Außenwänden und gut isolierte Fenster und Türen. Wenn eine Gebäudehülle nicht ausreichend luftdicht ausgeführt ist, kann hindurchströmende Luft die
Wärmedämmung unwirksam machen, da die Dämmung nur wirksam ist, wenn die Luft in der Dämmung steht und die Dämmung nicht durchfeuchtet ist. Im Bereich der Dämmung wird die Luftdichtigkeit durch Dampfbremsen bzw. Dampfsperren hergestellt, im Bereich der Fenster und Türen durch Gummidichtungen. Dehnungsfugen in der Konstruktion sorgen für eine Neutralisierung der Kräfte, die in folge von Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen auftreten. Die Lüftung des Gebäudes durch Unvollkommenheiten in der Hauptkonstruktion, die in traditionell errichteten Gebäuden statt finden konnte, ist jetzt nahezu ausgeschlossen. Moderne Heizungssysteme und das Verhindern von unkontrollierter Lüftung tragen zu einer optimalen Trennung von Innen- und Außenklima bei. In der gleichen Zeit ist die Produktion von Feuchtigkeit in den Häusern an sich konstant geblieben.
Ursachen von Feuchte (Wasserdampf) in Wohngebäuden
Generell gibt es zwei Quellen für Wasserdampf in Wohngebäuden: Die Wohnfeuchte und die Baufeuchte.
WohnfeuchteVerantwortlich für die Produktion von Wohnfeuchte im Gebäudeinneren sind die Bewohner des Hauses: Atmen und Schwitzen (ca. 1-2 Liter/Person), Duschen (ca. 1,5 Liter/Person), Kochen (ca. 1,0 Liter), Wäsche waschen (4,5 kg geschleuderte Wäsche ca. 1,5 Liter), die Pflanzen (0,5 – 1 Liter pro Zimmerpflanze), das Wischen von Laminat und Fliesen und vieles andere tragen dazu bei, dass eine vierköpfige Familie pro Tag ca. 12 Liter Wasser in Form von Wasserdampf produziert. Dieser Wasserdampf strebt danach das Dampfdruckgefälle auszugleichen und diffundiert vom Warmen zum Kalten, bei einem Haus also von innen nach außen.
Wohnfeuchte aus der Küche
Durch das Kochen werden große Mengen an Feuchte erzeugt. Wenn diese Feuchte durch eine Dunstabzugshaube direkt aus der Luft entfernt würde, dann sollte die erzeugte Feuchtigkeit keine Probleme verursachen. Leider ist dies in der Praxis nicht möglich, denn die Menge an erzeugter und mit Feuchtigkeit gesättigter Luft ist größer als eine normale Dunstabzugshaube abtransportieren kann. Die Produktion der Feuchte mag beim Kochen z.B. 30 Minuten dauern, der Kondensationsprozess findet jedoch noch 2 Stunden danach statt. Bis zu 4 Stunden nach dem Kochen geben die umliegenden Materialien (Wände, Tapeten, Geschirrtücher, Vorhänge etc.), die von ihnen absorbierte Feuchte wieder an die Raumluft ab. Die meisten Abzugshauben besitzen kein darauf abgestimmtes Ventilationsmuster. Üblicherweise benutzt man die Dunstabzugshaube nur während des Kochens und schaltet sie nach dem Kochen aufgrund der lästigen Geräusche wieder aus. Eigentlich wäre noch mindestens 5 Stunden nach dem Kochen eine Entlüftung von 21 Liter/s erforderlich. Dies gilt natürlich nur für Dunstabzugshauben mit Abluft (also einem Abtransport der Luft aus dem Gebäudeinneren). Wird eine Dunstabzugshaube mit Umluftfunktion verwendet, können Gerüche entfernt werden, eine Reduktion der Feuchte wird jedoch nicht erzielt.
Wohnfeuchte aus dem Badezimmer
Bei Produktion von Wohnfeuchte im Badezimmer muss zwischen Duschen und einem Vollbad unterschieden werden. Beim Duschen ist es unmöglich zu vermeiden, dass die Luft im Badezimmer mit Wasserdampf gesättigt wird. Die Menge an produzierter Feuchte ist wesentlich höher als beim Baden. Beim Duschen entstehen ca. 1,5 Liter Wasserdampf pro Person, bei einem Wannenbad liegt dieser Wert bei ca. 1 Liter. Nach einer Duschperiode von lediglich 4 Minuten ist die Luft im Badezimmer komplett gesättigt und es kommt zu Nebelbildung. Die Sättigung wird ca. 10 Minuten beibehalten. Auch die Lufttemperatur erhöht sich während des Duschens um einige Grade. Wände und Decken werden täglich nach dem Duschen für mehrere Stunden feucht sein. Das gleiche Phänomen, welches bei Küchen beobachtet wird, tritt in verstärktem Maße in Badezimmern auf: Die umliegenden Materialien (Wände, Handtücher, Vorhänge etc.) geben die von ihnen absorbierte Feuchte wieder an die Raumluft ab. Gerade im Bereich des Badezimmers ist die Wahl der verarbeiteten Materialien sehr wichtig. Die Lüftungsmenge, die für den Abtransport des Wasserdampfs notwendig ist, würde eine so hohe Luftgeschwindigkeit benötigen, dass sie ein Zugproblem erzeugen würde.
Es wäre ein Luftaustausch von mindestens 100 Liter/s erforderlich. Besonders Badezimmer, die in geschlossenen Räumen eingebaut sind, verursachen durch dieses Phänomen oft Feuchteprobleme (z.B. Schimmelpilzbildung an den Fensterlaibungen).
Eine natürliche Ableitung ist vorteilhaft, weil sie regelmäßig einen bleibenden Luftaustausch verursacht.
Fazit ist, dass die Beseitigung von im Badezimmer und in der Küche erzeugter Feuchte mittels mechanischer Absaugvorrichtungen fast unmöglich ist.
Baufeuchte
Baufeuchte ist als Eigenfeuchte oder Einbaufeuchte in den Bauteilen (z.B. Mauerwerk) und Baustoffen (z.B. Mörtel, Putz, Estrich, Steine, Beton) eines Neubaus oder einer Sanierung enthalten. Auch Witterung (z.B. Schlagregen) kann Feuchte in den Rohbau eines Hauses einbringen. Es befinden sich z.T. erhebliche Wassermengen (bis zu 3000 Liter Wasser bei Neubauten) in neu gebauten bzw. sanierten Gebäuden, deren Trocknung bis zu zwei ganze Heizperioden dauert. In der Phase, in der ein Gebäude noch nicht bewohnt ist, spielt dessen Belüftung eine wichtige Rolle für den Abtransport der Baufeuchte. Neubauten werden unmittelbar nach der Fertigstellung des Rohbaus und des Rohrdachs mit Fenstern und Türen versehen, die aus Angst vor Diebstahl die meiste Zeit geschlossen bleiben. Darüber hinaus findet die Installation der Heizungsanlage zudem meist an einem späteren Zeitpunkt statt, so dass der Neubau für eine längere Zeit unbeheizt bleibt.