Schilfplatten eignen sich aufgrund ihrer guten Wasserdampfdiffusionsfähigkeit, ihrem guten Preis-Leistungsverhältnis und der natürlichen Beschaffenheit hervorragend zur Dämmung von Fachwerkhäusern. Im Bereich der Innendämmung bilden Dämmplatten aus Schilf in Kombination mit Lehm ein seit vielen Jahren bewährtes Dämmsystem. Aufgrund der groben Oberflächenstruktur lassen sich die Schilfdämmplatten zugleich als Putzträger einsetzen. Die Sanierung eines Firmengebäudes unter Berücksichtigung ökologischer und baubiologischer Aspekte sollte vorwiegend mit den historischen Baustoffen Lehm und Reet durchgeführt werden. Nach dem Entkernen des Gebäudes wurde zum Erhalt der Fachwerkfassade eine Innendämmung aus Schilfplatten durchgeführt. Alle nicht tragenden Innenwände wurden mit Hiss Reet Wänden gebaut.
Die Montage der Hiss Reet Platten wurde in vier Arbeitsschritten durchgeführt:
1. Das alte Fachwerkgebäude, das mit Gipsputz verputzt war, wurde entkernt und der Gipsputz entfernt. Bei der Erstellung der Innendämmung mit Schilfdämmplatten wurde ohne innenseitige Dampfsperren gearbeitet. Alle sperrenden Schichten wurden von der Innenseite der Außenwand entfernt. Die teilweise stark verrotteten Fachwerkbalken wurden ausgebessert bzw. ersetzt.
Das in den 1930er Jahren errichtete Gebäude diente als Unterkunft für Arbeiter der Deutschen Bahn. Das Gebäude war bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ein reines Fachwerkhaus. Die zerstörten Teile des Gebäudes wurden in Massivbauweise mit zweischaligem Mauerwerk erneuert. Schon damals wurde Schilfgewebe als Rabitz (Putzträger) verwendet.
2. Die Schilfdämmplatten wurden ca. 15 cm oberhalb des Fußbodens vollflächig in einen kapillar leitenden Putz (Lehmputz) gedrückt und so an die Außenwand geklebt. Der Lehmputz soll eventuell anfallende Feuchtigkeit aufnehmen und weiterleiten. Dazu wurde in einem ersten Arbeitsgang der Lehmputz auf die Außenwand aufgetragen, bis diese eine ebene Fläche bildete. Als nächstes wurden die Schilfplatten angeklopft und befestigt. Die Befestigung erfolgt mit langen Holzschrauben und Dämmtelleraufsetzen im Balkenwerk oder mit Dämmtellerdübeln in der Ausfachung, es wurden jeweils 5 Befestigungspunkte pro m² angesetzt.
Nach dem Abmagern durch den Lehmbauer wurde der Lehmunterputz per Hand aufgetragen.
3. Die Dämmplatten wurden im Versatz gesetzt, so dass keine Kreuzfugen entstanden. Es wurde besonders darauf geachtet, dass keine Hohlräume zwischen Dämmschicht und Außenwand auftraten, um die Gefahr von anfallendem Tauwasser zu minimieren. Nach kurzem Antrocknen (ca. 14 Stunden) der Platten in dem Lehmputz wurden die Platten weiter verarbeitet und verputzt.
Die waagrechte Verarbeitung der Platte erleichtert später das Verputzen.
4. In dem nächsten Arbeitsschritt wurde eine WEM-Wandheizung mit Kabelbindern an den Laufdrähten der Schilfplatten befestigt. Die waagerechten Leitungen zur Ver- und Entsorgung der einzelnen Heizelemente wurden unterhalb der Reetplatten entlang geführt. Das gleiche wurde mit den Elektrokabeln gemacht. Als letztes wurde der Fußboden aus Eichendielen eingesetzt, der den „Leitungskanal“ abdeckte.
Später wurden die Wandheizungselemente vom Heizungsbauer verbunden.
In den Oberputz wurden Schilfhalme eingearbeitet. Der Fußboden ist ein Stampflehmboden, der mit Leinöl behandelt wurde.