DEENNL

Schritt für Schritt leichtgemacht: So bringen Sie Schilfplatten als Dämmung und Putzträger an

Schilfplatten als Wärmedämmung und Putzträger sind ideal für die Sanierung von historischen Häusern geeignet, weil sie Unebenheiten der Wände perfekt ausgleichen können und nur wenig Werkzeug erfordern: Handkreissäge, Kneifzange und Zimmermannshammer reichen aus. Unsere Fotostrecke entstand bei der Sanierung der alten Schule in Löhnberg bei Weilburg/Lahn. Das 1778 errichtete Fachwerkgebäude steht unter Denkmalschutz. Es wurde zunächst entkernt. Dann rollten Lehmputz und Schilfplatten an. 
Lehm vorbereiten. Bei kleineren Baustellen kann der Lehm mit der Hand aufgebracht werden. Da das Aufbringen bei großen Flächen arbeitsintensiv ist, verwenden Fachfirmen solche Putzmaschinen mit Kipper.

Schritt 1: Vorbereitung

Die abgebildete ist eine Eigenentwicklung der Firmen Baudekoration Werner, Villmar, und der Müller Holzbau GmbH & Co.KG, Hünfelden. Sie erspart dem Unternehmen einen Mitarbeiter, denn das Material läuft selbständig vom Kipper in das Rührwerk und mit einem Schlauch kann der Lehm bis zu einem zehnten Stockwerk befördert werden.
Die Schilfplatten werden vor der zu dämmenden Fachwerkwand gestapelt. Diese sind 5 cm dick, 1 m lang und 2 m breit.

Schritt 2: Baustelle bestücken

Das Schilf wird von verzinkten Drähten mit Edelstahlklammern zusammengehalten. Eine stramme Bindung sorgt bei den Hiss-Reet-Schilfplatten dafür, dass sie beim Hochtragen nicht einknicken.
Die größte Auswahl an Schilfrohrplatten direkt vom Hersteller
Vor Anbringung der Schilfplatten sollten Sie die zu dämmende Wand genau unter die Lupe nehmen: Hier hat sich herausgestellt, dass die Wand extrem uneben ist: Sie weist verschiedene, im Niveau abweichende Untergründe wie Holzbalken und Lehm der Gefache aus.

Schritt 3: Vorbereiten des Untergrunds

Entdecken Sie auf Ihrer Wand extrem vorstehende Unebenheiten wie auf diesem Bild, sollten Sie sie mit dem Zimmermannshammer abschlagen. Alles, was 4 bis 5 cm überschritt, wurde hier entfernt.
Nun geht es an das Zurechtschneiden der Schilfplatten. Dafür eignet sich am besten ein solcher Winkelschleifer mit Metallblatt.

Schritt 4: Zuschneiden der Schilfplatten

Möglich ist auch der Zuschnitt mit einer Stich- oder Handkreissäge. Allerdings können dabei die Reethalme stärker splittern. Da die Halme aber ohnehin verputzt werden, ist dies nicht weiter tragisch.
Wollen Sie die Matten in der Längsrichtung teilen, ist gar keine Säge nötig: Sie zwicken einfach mit der Kneifzange die Haltedrähte durch und biegen sie nach hinten. So gewinnen Sie zwei Plattenteile. Sollen die Halme längs oder quer an der Wand verlaufen? Das muss natürlich vorher berücksichtigt werden. Für das Verputzen ist es leichter, wenn die Halme horizontal liegen, weil dann der Putz nicht so leicht herabgleiten kann.

Schritt 5: Teilen von Schilfplatten

Eine ausführliche Anleitung zum Bearbeiten (Schneiden, Kürzen etc.) von Schilfrohrplatten finden Sie als Download hier.
Dann bringen Sie die Fensterausschnitte in den Platten an. Auch hierbei empfiehlt sich wieder der Winkelschleifer, weil er für saubere Kanten sorgt. Da Reet flexibel ist, müssen Sie nicht auf den Millimeter genau schneiden. Abweichungen von einem Zentimeter sind tolerierbar.

Schritt 6: Detailarbeiten / Fensterausschnitte

Die Zimmerecken sind keineswegs knifflig: Man muss sich nur entscheiden, welche Platte durchläuft und welche dagegen stoßen soll.
Jetzt bringen Sie den Lehm auf die Wände oder lassen die Düse der Putzmaschine ran: Sie sorgt dafür, dass ein Quadratmeter Lehm in ein paar Sekunden aufgespritzt werden können.

Schritt 7: Lehm aufbringen

 
Manchmal müssen Lehmschichten in zwei Schritten aufgebracht werden: Hier waren die Fachwerkbalken 4-5 cm tiefer als die restliche Wand. Bei solchen Abweichungen empfiehlt es sich immer, den Lehmauftrag in zwei Portionen vorzunehmen.
Der auf die Wand gebrachte Lehm darf sich ruhig wellen. Er kann dann mit einer Latte geradegeschoben werden.
Jetzt werden die Schilfplatten mit dem Zimmermannshammer oder mit der Hand in den Lehm geklopft. Das Dämmelement aus Reet beweist dabei seine Flexibilität: Die Platten sind biegsam und passen sich ideal den fachwerktypischen Unebenheiten an.

Schritt 8: Einpressen der Schilfplatten in den feuchten Lehm

Handelsübliche Schrauben mit Dübelteller zum Anschrauben der Platten bereitlegen. Hier wurden Dübelteller mit einem Durchmesser von 7 cm gewählt. Pro Quadratmeter Schilfplatte benötigt man ca. 7 solcher Schrauben, die mit einem Akkugerät eingedreht werden sollen. Schrauben mit Dübelteller sind wesentlich kostensparender als Dübel.
Bei Fixierung der Platten auf Steinuntergünden verwendet man stattdessen Putzdübel.

Schritt 9: Fixieren der Schilfplatten an der Wand durch Verschraubung oder Dübel

Halteteller zur Fixierung in Holzuntergründen
Putzdübel zur Fixierung in mineralischen Untergründen
Die Montage der Fensterausschnitte erfordert ein wenig mehr Feinarbeit: Stehen die Halme ein wenig zu weit vor, ist das kein Problem.

Schritt 10: Feinarbeiten / Laibungen

Sie lassen sich einfach mit der Hand zusammendrücken. So erzielen sie eine saubere Fensterleibung.
So sehen die fertig angebrachten Schilfplatten aus.
Es empfiehlt sich – wie hier gezeigt – zehn Zentimeter über dem Boden eine Holzlatte anzubringen. Im Intervall werden dann später die Heizungsrohre und die Elektroinstallation verlegt. Dieses Haus soll später an das Fernwärmenetz angeschlossen werden.

Praxistipp: Installationsebene einplanen

Ebenfalls sehr gut geeignet sind Wandheizungen, die auf den Schilfrohrplatten verlegt werden, bevor diese verputzt werden.
Auch die Elektroinstallation lässt sich auf den Schilfplatten verlegen.
Endkontrolle: An den Fensterleibungen können Sie gut kontrollieren, ob sie alles richtig gemacht haben. Zwischen Schilfmatte und Fachwerk dürfen sich keine Hohlräume zeigen, da sich dort kalte Luft sammeln und Wasser kondensieren kann. Diese Schichtung aus Schilfplatten, 2,5 Zentimeter Lehm und der Wand ist so sauber gearbeitet, wie sie sein soll.

Schritt 11: Endkontrolle

Jetzt lassen Sie die in den Lehm gedrückten und verschraubten Schilfplatten – je nach Witterung – mehrere Tage gründlich trocknen - dabei unbedingt die Empfehlungen und Hinweise des Lehmherstellers beachten. Danach können Sie den Lehm- oder Kalkputz Ihrer Wahl aufbringen.