Ein wesentlicher Faktor für die
Haltbarkeit eines Reetdaches ist dessen Pflege, Wartung und Reparatur. Eine vorbeugende Pflege, Wartung und Reparatur ist für das Reetdach von großer Bedeutung. Mit der richtigen Pflege kann eine kostspielige Sanierung hinausgeschoben werden. Wenn Sturm- oder Vogelschäden auftreten, erfordert deren Behebung in erster Instanz selten große Geldbeträge. Algen, Moose und Pilze gelten oftmals als Ursache für Beschädigungen bzw. eine schnellere Alterung von Reetdächern. Daher wird in den letzten Jahren die Reinigung des Reetdachs von Algen und Moosen empfohlen.
Allgemeine Pflege und Wartung eines Reetdaches
Im Zuge der allgemeinen Reetdachpflege ist eine jährliche Säuberung und Festigung des Reetdaches zu empfehlen. Je besser ein Reetdach gepflegt und gewartet wird, desto haltbarer ist es. Ein von Tannennadeln, Blättern, oder Moosen und Algen verschmutztes Dach braucht länger zum Trocknen als ein sauberes Dach. Der feuchte Zustand des Dachreets begünstigt wiederum das Wachstum von Pilzen, die sich von Zellulose ernähren und so das
Dachreet zersetzen. Fachgerechte und rechtzeitige Reetdachpflege verlängert daher die Lebensdauer eines Daches um ein Vielfaches. Sie ist somit günstiger als die Investition zunächst scheint. Umgekehrt stimmt es auch. Ein Pflegedefizit wird sich immer rächen. Folgende Maßnahmen können zur Reetdachpflege beitragen:
- die Säuberung des Reetdaches
- das Festklopfen des Reetdaches
- das Stutzen der umgebenden Bäume
- die Algen- und Moosbekämpfung
Säuberung des Reetdaches:
Die Säuberung des Reetdaches wird von Hand durchgeführt. Durch das Abharken mit Hilfe eines Heuchrechens, einer feinen Harke oder eines Laubbesens werden Blätter, Tannennadeln und Moose vom Reetdach entfernt. Am einfachsten lässt sich das Dach entmoosen wenn es trocken ist, da das Moos zu diesem Zeitpunkt nur schwach an den Reethalmen haftet.
Dass die Entmoosung das Reetdach schädigen kann und sich die Abschnittfläche des Halms vergrößert, ist ein Irrglaube. Bei dem fachgerechten Abharken des Reetdaches können lediglich die ohnehin durch Bewitterung angegriffenen Halmenden abfallen. Auch die Annahme, dass durch das Abharken Pilzsporen verteilt werden, ist fachlich falsch.
Schilf als Naturbaustoff besitzt von sich aus eine bestimmte Menge an Pilzsporen, ob sich Pilze daraus entwickeln hängt davon ab, ob die Pilzsporen ideale Wachstumsbedingungen vorfinden.
Festigung der Dachhaut:
Bei der Festigung der Reetdachhaut werden die Reethalme mit Hilfe eines Klopfbrettes zurück in die Bindung getrieben.
Schützen des Reetdaches vor übermäßigem Baumwuchs:
Es ist ebenfalls notwendig, dass der Bewuchs von Bäumen und Sträuchern um das Haus herum eingeschränkt wird. Bäume und Sträucher werfen Schatten auf das Reetdach und verhindern so die trocknende Wirkung des Windes und der Sonne. Wenn Bäume ein Reetdach überragen, fangen sie Regen und Tau auf und tropfen diese auf das mit Reet gedeckte Dach ab. Es entsteht eine permanente Feuchtigkeit, die das Wachstum von Pilzen fördert. Blätter und Nadeln von Bäumen sollten zudem einmal im Jahr entfernt werden.
Algen- und Moosbekämpfung auf Reetdächern
Je trockener ein Dach ist, desto länger hält es. Die „natürliche Trocknung“ findet überwiegend durch Sonne und Wind statt. Wenn ein Reetdach also Sonne und Wind nicht ausgesetzt ist, kann es schlecht abtrocknen und die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Algenschicht auf dem Reetdach bildet vergrößert sich. Diese Schicht kann die Außenseite des Daches hermetisch abriegeln und dafür sorgen, dass das Dach länger feucht bleibt. Eine reduzierte Lebensdauer des Daches ist die Folge.
In sehr feuchten Jahren wie es beispielsweise 2017 war, sind sehr viele Reetdächer veralgt, so dass wir in diesen Jahren diesbezüglich außergewöhnlich viele Anfragen bekommen. Herr Professor Schlechte, der uns bei der Qualitätsüberwachung unterstützt, führt die Veralgung auf feuchte Sommer, in Kombination mit den zuletzt milden Wintern zurück. Er beschreibt es auch als vorübergehendes jahreszeitliches Phänomen im Herbst. Meist ist es tagsüber noch mild, abends aber kalt, so dass eine Kondensation auf der Oberfläche stattfindet. Die Grünalgen können so aufquellen. Durch niedrige Temperaturen ist die mikrobielle Aktivität aber gering, so dass das Reet nicht angegriffen wird.
Dennoch ist es sinnvoll, dass Algen entfernt werden, da sie die Trocknungszeit des Reetdaches verlängern.
Derzeit können wir nur mechanische Reinigungsmethoden empfehlen und raten von der Verwendung chemischer Mittel ab. Mechanisch gibt es zwei Ansätze:
1. Abputzen des Reetdaches (mit dem Klopfbrett) bei Trockenheit. Dabei wird auch die Nutzschicht der Eindeckung etwas geringer.
2. Vorsichtiges Abwaschen mit Wasser (Schlauch) und Bürste. Einige Reetdachdecker benutzen auch Hochdruckreiniger.
Es ist auch möglich, dass sich das Dach von selbst reinigt, wenn es einen etwas kälteren Winter gibt. Wenn Eis und Schnee auf dem Dach liegen und herunterrutschen, dann wird auch ein Stück weit der Bewuchs mit heruntergenommen.
Moose sind in der Regel unkritisch für Reetdächer, da sie locker auf dem Reetdach liegen und das Trocknen nicht so sehr beeinträchtigen.
Der finanzielle Aufwand ist gering und lohnt sich hinsichtlich nicht mehr notwendiger Sanierungsarbeiten und der längeren Lebensdauer (zusätzliche 10 – 15 Jahre) des Daches. Ein besseres Aussehen des Daches ist ein willkommener Zusatzeffekt.
Werden Algen nicht rechtzeitig bekämpft, gibt man leicht das 10-fache an Sanierungskosten aus. Nachdem Pflege- und/oder Reinigungsarbeiten auf dem Dach ausgeführt wurden, ist eine Algen abwehrende Behandlung notwendig. Versäumt man diese, ist das Dach nach den Pflege- und/oder Reinigungsarbeiten innerhalb eines Jahres wieder komplett bewachsen, da sich die zurückgebliebenen Algen- und Moosfragmente wieder ausbreiten.