Firstarten

Die Firsteindeckung bedarf sorgfältiger Ausbildung, da der First der höchste Punkt des Daches ist und somit den Witterungseinflüssen besonders stark ausgesetzt ist. Zur Deckung des Dachfirstes gibt es, bedingt durch die Eigenheiten und vorhandenen Werkstoffe einer Region, unterschiedliche Ausführungsarten, die bei der Erstellung der Unterkonstruktion (Firstlattung) berücksichtigt werden sollten.
Reetfirste bzw. Strohfirste sind sowohl auf Reetdächern als auch auf Strohdächern anzufinden. Für die Deckung der letzten normalen Decklagen wird junges und besonders biegsames Rohr bzw. Langstroh verwendet. Die Firstlatte der Wetterseite hat in der Regel einen kürzeren Abstand zum Sparrenende (5 cm) als die Firstlatte der Wetter abgewandten Seite (15 cm). Die an der Luv- und Leeseite überstehenden Ähren- oder Blütenenden der letzten Lagen werden nicht abgeschnitten, sondern abwechselnd über die jeweils oberste Firstlatte gebogen und auf der gegenüberliegenden Dachhälfte durch Einstopfen befestigt. Jetzt wird die Firstschicht an der dem Wetter abgewandten Dachseite (Leeseite) angebracht. Im Gegensatz zu den übrigen Decklagen der Fläche zeigen bei der Firstschicht die Stoppelenden zur Firstlinie. Erst jetzt wird auf der Luvseite eine Reetschicht an die beiden letzten Dachlatten genäht, so dass die Halmenden über die Reetschicht der Leeseite hinausragen. Wichtig ist, dass die Firstschicht der Leeseite hoch genug angebracht wird und stramm gegen die Firstschicht der Luvseite stößt, so dass bei einem späteren Sacken der Deckung keine Fuge entstehen kann. Eine Variante stellt der Rohr- bzw. Strohfirst mit Mittelfuge dar, hier werden die Firstlagen der Luv- und Leeseite stramm gegeneinander genäht und rund geklopft.

Der Heidefirst

Der Heidefirst besteht in der Regel aus gemähtem Heidekraut, in manchen Regionen wird allerdings Wirrstroh, Seegras oder Quecken verwendet. Im Gegensatz zu früher, wo Heidekraut aus den Wäldern und Heideflächen genutzt wurde, ist heute gepresste Ballenheide bei Hiss erhältlich. Die beiden Firstlatten stoßen beim Heidefirst an der Sparrenspitze zusammen. Die Flächen werden beim Heidefirst wie üblich gedeckt. Anstelle der Firstlagen wird beim Heidefirst jedoch zuerst eine Unterlage aus Dachpappe und dann eine ca. 30 cm breite Schicht aus Heidekraut auf die gebogene und gestopfte letzte Decklage aufgebracht. Die Heideballen werden lagenweise im Verband und unter Berücksichtigung der Wetterrichtung überlappend gesetzt. Zur Befestigung des Heidekrautfirsts existieren zwei Methoden:
Entweder erfolgt die Eindeckung mit reiterähnlichen Hängehölzern, Spalt-, Vierkant- oder Rundhölzer, die in einem Abstand von ca. einem halben Meter über die Firstspitze gesetzt werden, oder mit Holzsticken, deren Länge etwa 0,3 - 0,6 m und deren Durchmesser 15 - 20 mm betragen. Auf einen laufenden Meter des Heidefirstes werden etwa 100-200 solcher Sticken benötigt. Zum Schutz gegen Wind und Vögel wird der Heidefirst meist mit einem engmaschigen Drahtgeflecht (Kückendraht) abgedeckt und zugsicher verspannt. Eine Variante des Heidefirsts ist der Haferstrohfirst. Diese Firstvariante wird oft in Dänemark und in der Region um Kappeln verwendet. Haferstroh gilt als besonders haltbar. Die Installation des Haferstrohs erfolgt ähnlich der Installation von Heidefirsten, mit dem Unterschied, dass zusätzlich Hängehölzer (Eichenholzreiter) verwendet werden. 

Grassodenfirste

Im Allgemeinen unterscheidet man zwei Arten von Sodenfirsten: Grassodenfirste oder Heideplaggenfirste. Die Flächen werden bei einem Sodenfirst wie üblich gedeckt. Der flache Grassodenfirst besteht aus gewachsenen Rasenstücken, die 5 – 10 cm dick sein sollten, eine Länge von etwa 1,40 m und eine Breite zwischen 30 und 40 cm vorweisen sollten. Unter die Sodenschicht sollte zum Schutz des Reetfirstes Bitumendachpappe gelegt werden. Die Grassoden sollten gut durchwurzelt sein und werden mit den Wurzelenden nach unten verlegt, so dass sie den First in einer Breite von mindestens 1,1 m abdecken. Weder im Äußeren noch im Inneren dürfen die Stoßfugen der beiden aufeinander gelegten Soden zusammenfallen. Die Überbindung sollte mindestens eine halbe Sodenbreite betragen. Zur Sicherung der Soden werden in jede zweite Sode Sticken von etwa 50 – 60 cm Länge waagerecht in die Dachhaut eingetriebenen. Eine Variante des Grassodenfirst ist die überlappende Deckung. In der Richtung des Firstes überdecken sich die Grassoden dabei zur Hälfte. Der Sodenfirst aus Heideplaggen wird aus erdfeuchtem Heidekraut geformt. Die Heideplaggen sollten gut durchwurzelt sein, ca. 8 – 10 cm dick, ca. 30 – 60 cm lang und ca. 30 cm breit. Die Soden werden sowohl in schräger, als auch seitlicher Richtung im Verband verlegt. Der First verläuft in der Regel mit einer seitlichen Höhe von 90 cm und einer Stärke von etwa 20 cm. Zum Schutz gegen Wind und Vögel wird der Sodenfirst meist mit einem engmaschigen Drahtgeflecht (Kükendraht) abgedeckt und zugsicher verspannt. 

Sonstige Firste

Der First eines mit Reet gedeckten Daches kann auch mit anderen geeigneten Werkstoffen abgedeckt werden. Bei der Verwendung von Kupferkappen, spezielle Tonziegel (vornehmlich in den Niederlanden), oder Wellplattenmaterial erhält das Reetdach einen weiteren Firstdachstuhl, der über der letzten Reetlage angebracht wird. An dieser Holzkonstruktion können die Kupferbleche, Tonziegel oder Wellplatten befestigt werden. Kupferbleche bieten zusätzlich einen Schutz durch freigesetzte Kupferionen, die das Dach frei von Algen und Moosen halten. Nachteilig ist, dass durch die Bleche eine größere Metallfläche auf dem Dach entsteht und die Gefahr von Blitzeinschlägen steigt.