Innendämmungen werden meistens dort eingesetzt, wo die Fassade aus denkmalpflegerischen oder ästhetischen Gründen erhalten werden soll. Neben denkmalpflegerischen Aspekten kann eine Innendämmung auch sinnvoll sein, wenn nur Teilbereiche eines Gebäudes (z.B. einzelne Wohnungen) nachträglich gedämmt werden sollen. Die Dämmung einer Wand von innen stellt aus bauphysikalischen Gründen (Taupunktproblematik) häufig eine große Herausforderung dar. Eine detaillierte und fachliche Planung durch einen Bauphysiker/ Fachplaner ist daher Voraussetzung für die Installation einer Innendämmung.
Praxisbeispiel Bestand:
Allgemeine Anforderungen:
Anforderungen ohne rechnerischen Tauwassernachweis:
Praxisbeispiel Innendämmung:
* Die Kriterien der Nachweisfreiheit (WTA und DIN 4108) können nicht eingehalten werden. Die Verfahren zur Berechnung der Tauwassermenge ergeben einen Tauwasseranfall, berücksichtigen aber nicht die hygroskopischen Eigenschaften des Lehms. Der beschriebene Wandaufbau hat sich bewährt und kann ggfs. durch feuchtetechn. Simulation (WUFI o.ä.) nachgewiesen werden.
Besondere Verarbeitungshinweise und Tipps für die Verwendung von Dämmplatten aus Schilf für die Innendämmung eines Fachwerkhaus.
Der Feuchtetransport durch Bauteile findet mittels Dampftransport (Diffusion und Konvektion) oder Flüssigtransport (Kapillarität) statt. Bei der Dampfdiffusion „wandert” aufgrund des Druckausgleichs die Luft mit höherem Dampfdruck (warme, feuchte Luft) zu der Luft mit niedrigerem Dampfdruck (kalte, trockene Luft). In einem Gebäude diffundiert aufgrund des Dampfdruckgefälles die vorhandene warme, feuchte Innenluft durch Bauteile (z.B. Außenwände oder das Dach) hindurch. Die Diffusion findet quasi ständig statt. Bei der Diffusion kühlt sich die Luft innerhalb des Bauteils ab, im ungünstigsten Fall kann es so zu Tauwasserausfall innerhalb des Bauteils kommen. Durch eine Innendämmung rückt der Taupunkt (der Punkt an dem Wasserdampf kondensiert) einer Wandkonstruktion weiter nach Innen, wodurch die Gefahr von auftretendem Tauwasser innerhalb der Wand steigt. Die Möglichkeit, dieses durch den Einbau von Dampfsperren oder –bremsen zu verhindern, scheidet im Altbau aus, weil es fast unmöglich ist, alle Anschlüsse luftdicht auszuführen. Es besteht die Gefahr dass es durch Undichtigkeiten in der Dampfsperre zu Feuchtekonvektion und damit zu erhöhtem Tauwasseranfall kommen kann. Besonders problematisch ist, dass durch die Konvektion ein Vielfaches an Tauwassermengen verglichen mit der Diffusion innerhalb eines Bauteils ausfallen kann. Daher wird bei bestehenden diffusionsoffenen Wandkonstruktionen von einer Innendämmung mit Dampfsperre abgeraten. Die Kapillarität bestimmt einerseits, in welcher Zeit ein Bauteil bei direkter Berührung mit Feuchtigkeit (Schlagregen, Spritzwasser, Bodenfeuchte, Kondenswasser) welche Menge an Wasser aufnimmt. Andererseits bestimmt die Kapillarität die Austrocknungsgeschwindigkeit von Bauteilen, in denen durch Diffusion transportierter Wasserdampf zu Wasser auskondensiert ist. Die nach der DIN 4108 errechnete Tauwassermenge überschreitet zum Teil die zulässige Menge. Deshalb wird oft von einer Innendämmung abgeraten. Wir empfehlen einen diffusionsoffenen Wandaufbau sowie die Verwendung von hygroskopischen Materialien (Lehm) bei der Montage einer Innendämmung. Diese Materialien sind in der Lage, anfallendes Tauwasser aufzunehmen und aufgrund ihrer Kapillarität auch wieder an die Raumluft abzugeben, ohne dass Bauschäden (beispielsweise Schimmelpilze) entstehen. Die Kombination von Lehm und Schilfrohr hat sich über viele Hundert Jahre als funktionierende Kombination bewiesen. Durch seinen hohen Silikatgehalt nimmt Schilfrohr kaum Feuchtigkeit auf, die Dämmwirkung bleibt dauerhaft erhalten. Lehm ist durch seine hohe Hygroskopizität und seine gute Kapillarleitfähigkeit in der Lage die eventuell anfallende Feuchtigkeit aufzunehmen und abzutransportieren. Dadurch wirkt er auf die Innendämmung aus Schilfplatten konservierend und schützt sie vor Schäden. Gleichzeitig beeinflusst der Lehm die Raumluft positiv, indem er die raumluftfeuchte konstant hält und Schadstoffe wie z.B. Nikotin oder Formaldehyd absorbiert. Die Schilfdämmung hat noch einen weiteren Vorteil, sie dient als Putzträger für den Lehm. Im folgenden geben wir Ausführungsbeispiele für innen- und außengedämmte Wände, die dem Stand der Technik entsprechen und sich bewährt haben.
Bestand:
30 mm Kalkaußenputz, 140 mm Strohlehm auf Weidengeflecht
U-Wert ohne Schilfdämmplatte: 1,74 W/(m²K)
Allgemeine Anforderungen:
GEG: keine Anforderung bei nachträglicher Innendämmung
DIN 4108: Rges. ≥ 1,20 (m²K)/W
Anforderungen ohne rechnerischen Tauwassernachweis: DIN 4108: Ri ≤ 1,0 m²K/W; 0,5 m ≤ sd,i
WTA: Ri ≤ 0,8 m²K/W; 0,5 m ≤ sd,i ≤ 2,0 m
Dämmung innen:
60 mm Leichtlehmmischung (z.B. Holz- oder Hanfleichtlehm, ρ= 500 kg/m³ )
60 mm Schilfdämmplatte , 15 mm Lehmunterputz, 3 mm Lehmfeinputz
U-Wert : 0,48 W/(m²K)* * Die Kriterien der Nachweisfreiheit (WTA und DIN 4108) können nicht eingehalten werden. Die Verfahren zur Berechnung der Tauwassermenge ergeben einen Tauwasseranfall, berücksichtigen aber nicht die hygroskopischen Eigenschaften des Lehms. Der beschriebene Wandaufbau hat sich bewährt. Besondere Verarbeitungshinweise und Tipps für die Verwendung von Dämmplatten aus Schilf als verlorene Schalung und Dämmung
Bestand:
20 mm Kalkaußenputz, Ziegelmauer 24 cm (ρ= ca. 1600 kg/m³)
U-Wert ohne Schilfdämmplatte: 1,83 W/(m²K)
Allgemeine Anforderungen:
GEG: keine Anforderung bei nachträglichem Einbau einer Dämmschicht
DIN 4108: Rges. ≥ 1,20 (m²K)/W
Anforderungen ohne Tauwassernachweis:
DIN 4108: Ri ≤ 1,00 (m²K)/W und sd,i ≤ 0,5m
Dämmung innen:
Ca. 30 mm Lehmputz, 60 mm Hiss-Reet Schilfdämmplatte, 15 mm Lehmunterputz, 3 mm Lehmfeinputz
U-Wert mit Schilfdämmplatte: 0,64 W/(m²K)
Besondere Verarbeitungshinweise und Tipps für die Verwendung Schilfdämmstoff als Innendämmung bei Massivmauerwerk: Für die Verarbeitung von Schilfplatten als Innendämmung bei Massivmauerwerk empfehlen wir die gleiche Vorgehensweise wie bei der Installation einer Innendämmung für Fachwerk. Für die Befestigung der Platten empfehlen wir jedoch ausschließlich Dämmtellerdübel.
Bestand:
20 mm Kalkaußenputz, Ziegelmauer 24 cm (ρ= ca. 1600 kg/m³)
U-Wert ohne Schilfdämmplatte: 1,83 W/(m²K)
Allgemeine Anforderungen:
GEG: keine Anforderungen bei nachträglichem Einbau einer Dämmschicht
DIN 4108: Rges. ≥ 1,20 (m²K)/W Anforderungen ohne Tauwassernachweis: DIN 4108: Ri ≤ 1,00 (m²K)/W und sd,i ≤ 0,5 m
Dämmung innen:
60 mm Leichtlehmmischung (z.B. Holzleichtlehm, ρ=500 kg/m³ oder Hanfleichtlehm, ρ=500 kg/m³)
60 mm Schilfdämmplatte, 15 mm Lehmunterputz, 3 mm Lehmfeinputz
U-Wert : 0,50 W/m²K
Besondere Verarbeitungshinweise und Tipps für die Verwendung von Schilfrohrplatten als verlorene Schalung und Dämmung:
Die aufgeführten Informationen beruhen auf den Berechnungen und Informationen von HISS REET Schilfrohrhandel GmbH und den Produkthinweisen des Herstellers. Die Inhalte sind auf wichtige Informationen reduziert. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Autor, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens des Autors kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. Die gelieferten Informationen ersetzen nicht die fachliche Beratung im Einzelfall durch einen Planer. Autoren: Dipl. Ing. Stefan Neumann
Dipl. Kfm. Philip Kullmann